Vielleicht noch in diesem Jahr wird Elon Musk eine riesige Fabrik – die sogenannte Gigafactory GF 4 – in der Nähe von Berlin eröffnen, in der bis zu 12 000 Arbeiter beschäftigt werden sollen. Bereits Mitte nächsten Jahres will das Unternehmen die Produktion in Grünheide aufnehmen und zunächst 150.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr produzieren.
Das soll die größte Elektroautofabrik von Tesla weltweit werden. Die beiden vorherigen wurden im Eiltempo in den USA und China gebaut. Im Werk Grünheide bei Berlin sollen schließlich rund 500.000 Elektroautos pro Jahr produziert werden. Das ist eine riesige Zahl, die im Vergleich zu der Anzahl der im letzten Jahr in Polen zugelassenen Tesla-Autos sehr beeindruckend ist. Die Anzahl der in Polen im letzten Jahr neu zugelassenen Tesla-Fahrzeuge betrug 132.
Die polnische Sichtweise
Aus polnischer Sicht ist die Tesla-Fabrik bei Berlin ein toller Arbeitsplatz. Gute Gehälter, ab 2700 Euro brutto pro Monat für ungelernte Arbeiter und die Nähe zur Grenze sind ein Magnet, der polnische Arbeiter anziehen kann. Facharbeiter können mit einem Gehalt von 3500 Euro brutto rechnen. Laut deutschen Medien ist Tesla nicht auf Dumpinglöhne aus, vielmehr besteht die Herausforderung darin, „überhaupt genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden“. – so beschreiben es deutsche Zeitungen. Dies ist eine Chance für Arbeiter aus polnischen Grenzstädten. Mehrere hundert Arbeiter wurden bereits eingestellt, bis zum Sommer sollen es 7.000 sein, darunter wahrscheinlich auch Pendler aus Polen. Die Arbeitsagentur in Frankfurt kümmert sich jedoch nicht um die Arbeitsvermittlung in Polen. Auf die Frage einer deutschen Zeitung sagte eine Sprecherin, dass die Agentur nur nach potenziellen Tesla-Mitarbeitern aus Deutschland sucht.
Der Bau einer solch riesigen Fabrik wird auch Auswirkungen auf den Betrieb vieler anderer Industrien haben. Schließlich hat sich Musk nicht umsonst das Logistik- und Industriegebiet bei Berlin ausgesucht. Denn dort gibt es viele Logistik- und Transportunternehmen, die mit dem amerikanischen Tycoon zusammenarbeiten können. Außerdem gibt es viel Platz (das Investitionsgebiet wurde auch für den Bau der BMW-Produktionsstätte in Betracht gezogen), die Autobahn A10 liegt direkt nebenan und die direkte S-Bahn-Linie nach Berlin beginnt in der Nachbarstadt Erkner.
Schöne Gegend um Tesla
Ale Grunheide ist auch eine schöne Gegend mit vielen Seen, und im Osten erstreckt sich das riesige Naturschutzgebiet Löcknitztal. Im Ort selbst, der rund um den Werlsee liegt, gibt es eine Klinik, einen Bootsverleih und das Gästehaus Schildkröte.
Für Transportunternehmen ist das Auftauchen einer so großen Einheit, die erstklassigen Service benötigt, eine Chance. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine so große Produktion von Elektroautos in der Nähe von Berlin zu deren Ausbau und Verkauf auch auf dem polnischen Markt führen wird.
Jede Investition eines großen Players führt zu Veränderungen auf dem Arbeitnehmer- und Arbeitgebermarkt. Das Erscheinen von Tesla fünfzig Autobahnminuten von der deutsch-polnischen Grenze entfernt bedeutet, dass es auch Auswirkungen auf die polnische Wirtschaft in den Grenzregionen haben wird. Einerseits kann es zu einer Abwanderung von Arbeitskräften nach Deutschland und einem Mangel an ihnen auf der polnischen Seite der Grenze kommen. Auf der anderen Seite könnte Tesla den Transportmarkt trockenlegen.
Wie wird es sein? Wir werden es wahrscheinlich später in diesem Jahr herausfinden.